10. Oktober 2024

Die Verblödung des Menschen

Im Jahre 1956 schrieb Günther Anders die folgende Betrachtung:

"Um einen Aufstand zu unterdrücken, ist es nicht notwendig, gewaltsam
vorzugehen. Hitler-ähnliche Methoden sind obsolet.
Es reicht, eine kollektive Konditionierung zu schaffen, die so stark
ist, daß der Gedanke an Rebellion nicht mehr in den Köpfen der Menschen
auftaucht. Das Ideal wäre, die Menschen von Geburt an zu trainieren,
indem man ihre angeborenen biologischen Fähigkeiten einschränkt.
Danach würden wir die Konditionierung fortsetzen, indem wir die Bildung
drastisch reduzieren und sie auf die Aneignung beruflicher Fähigkeiten
beschränken. Ein ungebildeter Mensch hat eine eingeschränkte Weltsicht,
und je mehr sein Denken auf mittelmäßige Tätigkeiten beschränkt ist,
desto weniger ist er in der Lage, zu rebellieren.
Wir müssen dafür sorgen, dass der Zugang zur Wissenschaft immer
schwieriger und elitärer wird, daß es eine Kluft zwischen den Menschen
und der Wissenschaft gibt und daß Informationen, die für die
Allgemeinheit bestimmt sind, frei von subversiven Inhalten sind.
Das Wichtigste - keine Philosophie.
Auch hier müssen wir die Macht der Überzeugung nutzen, nicht die der
Gewalt: Wir werden massenhaft Unterhaltungssendungen im Fernsehen
ausstrahlen, die nur die Gefühle oder Instinkte ansprechen.
Die Köpfe werden mit nutzlosen und spielerischen Dingen beschäftigt
sein. Den Verstand am Nachdenken zu hindern, kann durch Gespräche und
ständige Musik erreicht werden. Die stellt die Sexualität ganz oben auf
die Liste der menschlichen Interessen. Es gibt kein besseres soziales
Beruhigungsmittel. Ganz allgemein, damit wir den Ernst des Daseins
ausblenden, alles Wertvolle ins Lächerliche ziehen, ständig für
Frivolität eintreten, damit die öffentliche Euphorie zum Maßstab des
menschlichen Glücks und zum Vorbild der Freiheit wird.
Die Konditionierung wird zu einer so tiefgreifenden Integration führen,
daß die einzige Angst, die wir aufrechterhalten müssen, der Ausschluss
aus dem System und damit die Unmöglichkeit des Zugangs zu den für das
Glück notwendigen Bedingungen sein wird.
Da der Massenmensch auf diese Weise geformt wurde, müssen wir uns ihm
gegenüber so verhalten, wie er ist: als Kuh, und er muss wie eine
Viehherde überwacht werden. Alles, was dazu führt, dass sein klares
Denken entsteht, ist ein öffentliches Gut, und alles, was ihn aufwecken
würde, muss lächerlich gemacht, unterdrückt und bekämpft werden. Jede
Lehre, die das System in Frage stellt, muss als subversiv und
terroristisch bezeichnet werden, und diejenigen, die sie unterstützen,
werden dann wie Terroristen behandelt."

 

2. Mai 2024

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27. Januar 2024

26. Januar 2024

Landwirtschaft in der BRD – ein Landwirt erinnert sich

von Egon W. Kreutzer

Gestern Abend habe ich eine Mail erhalten, die ich meinen Lesern nicht vorenthalten will.

Ein Landwirt,

der heute Morgen um halb sieben, als ich ihn fragen wollte, ob er der Veröffentlichung zustimmt, nicht ans Telefon kommen konnte, weil  er – wie jeden Tag um diese Zeit – schon im Stall zugange war, hatte mir geschrieben. Beim Lesen habe ich mich erinnert. Ja. Das war so. Nur hatte ich das längst in den Tiefen meines Gedächtnisses vergraben. Gut, dass es  auf diese Weise wieder zum Vorschein gekommen ist.

Kurz vor zwölf hatte ich ihn dann endlich selbst am Telefon. Dass ich seine Gedanken veröffentlichen will, freut ihn, dass er dabei lieber selbst anonym bleiben will, kann ich gut verstehen.

Aber, lesen Sie selbst. Eine Schilderung aus dem Wissen und aus der ganz und gar bewussten Sicht eines Landwirts:

30. Mai 2022

Das Märchen vom fröhlichen König

Es war einmal ein fröhlicher König. Er wohnte mit seiner Königin und seiner schönen Tochter in einem herrlichen Schloß, das mitten in einem großen Garten stand. Da gab es zierliche Beete und bunte Blumen und rings an den Wegen standen Eiben und Buxbäume, die zu allerlei lustigen Figuren zurechtgestutzt waren. Auch war mitten im Garten ein Springbrunnen, in dessen Becken steinerne Zwerge saßen, die sehr komisch aussahen. Man nannte ihn den Brunnen der Fröhlichkeit; denn wenn das Wasser aus der Höhe auf die Steinfiguren herunterplätscherte, klang es, als ob in jedem Winkel des Gartens jemand lachte. 

Der fröhliche König lebte glücklich und vergnügt in seinem Schloß, bis eines Tages eine Sippe böser Riesen aus dem Wald herunterstapfte und in den Garten einbrach. Diesen Riesen konnte man ansehen, daß sie ihr Leben lang noch nie gelacht hatten. Sie machten so grimmige Gesichter, daß alle im Schloß Hals über Kopf davonrannten, auch der König mit seiner Königin und der schönen Tochter. Sie liefen so schnell sie konnten auf die andere Seite des Tales, wo sie ein Bauer aufnahm, der oben auf der Höhe seinen Hof hatte. 

Hier saß nun der König, der gar nicht mehr fröhlich war, den lieben langen Tag auf der Hofmauer und schaute hinüber zu seinem Schloß, in dem jetzt die Riesen hausten. Sie trotteten quer durch den schönen Garten, zertrampelten dabei die zierlichen Blumenbeete und rissen im Vorbeigehen die beschnittenen Büsche aus, um sich damit am Kopf zu kratzen. Einer nahm gar ein Bad im Brunnen der Fröhlichkeit und brach dabei das Spritzrohr des Springbrunnens ab, so daß die Fontäne versiegte und nicht mehr plätschern konnte. All das sah der König und wurde sehr traurig. 

Als ihm klar wurde, daß diese Riesen nicht mehr weiterziehen wollten, sondern sich im Schloß häuslich einrichteten, wobei sie die Stühle, die für ihre dicken Hintern zu klein waren, einfach aus den Fenstern warfen, da beschloß der König, etwas zu unternehmen. Er sandte Boten aus und ließ die Ritter seines Reiches zum Kampf gegen die Riesen herbeirufen. 

Nach ein paar Tagen kamen sie in schwerer Rüstung auf ihren Gäulen angetrabt, grimmige, in Eisen gepanzerte Gesellen, die mit ihren Schwertern rasselten. “Ich danke euch, daß ihr mir zur Hilfe gekommen seid“, sagte der König. “Nun vertreibt mir diese ungeschlachten Riesen, und wer den stärksten von ihnen besiegt, der soll meine Tochter zur Frau bekommen.“ 

Da galoppierten die Ritter quer durch das Tal hinauf zum Schloß, stießen grimmige Schreie aus, schwangen ihre Schwerter und wollten die Riesen angreifen. Aber der stärkste der Riesen langte nur mit seinem dicken Arm aus dem Fenster heraus, pflückte die gepanzerten Ritter der Reihe nach wie Haselnüsse aus dem Sattel und warf sie hinunter in den Bach, der durch das Tal floß. Dort rappelten sie sich nach einiger Zeit mühsam auf und hinkten auf den Bauernhof zu ihrem König, um ihm zu sagen, daß gegen diese Riesen mit dem Schwert nichts auszurichten sei. 

„Wenn nicht mit dem Schwert, dann mit Zauberei“, sagte der König und schickte wieder Boten aus, die alle Zauberer seines Landes herbeiriefen. Nach ein paar Tagen nahte ein langer Zug von Maultieren, die jeweils zu zweit eine Sänfte zwischen sich trugen und in jeder Sänfte saß ein Zauberer. Als sie vor den König kamen, stiegen sie aus, ordneten ihre langen Gewänder, machten ernste, bedeutende Gesichter und fragten den König nach seinen Wünschen. 

„Ihr sollt mir die Riesen aus meinem Schloß vertreiben“, sagte der König, “denn meine Ritter sind ihnen nicht gewachsen. Wer von euch das fertigbringt, der soll meine Tochter zur Frau haben.“ Da zogen die Zauberer hinüber zum Schloß, der erste trat vor, zeichnete einen Zauberkreis auf den Boden, stellte sich hinein und begann seine Zaubersprüche aufzusagen. Im Fenster des Schlosses aber stand der stärkste der Riesen, blähte seine Backen auf und pustete den Zauberer in die Luft, daß er auf seinen langen Gewändern davonflog wie ein flügellahmer Rabe, bis er in der Krone eines Baumes hängenblieb. Und so erging es jedem, der vor dem Schloß seinen Kreis auf den Boden zeichnete.

Schließlich kletterte der letzte der Zauberer von dem Baum, auf dem er gelandet war. Die anderen hatten höflich auf ihn gewartet, und dann zogen sie gemeinsam zurück zum König. Sie machten noch immer ernste, bedeutende Gesichter, als sie dem König sagen mussten, daß ihre Kunst gegen diese Riesen nichts auszurichten vermochte. 

Da wurde der König noch trauriger, denn er hatte keine Hoffnung mehr, sein Schloss und den Brunnen der Fröhlichkeit wiederzugewinnen. So saß er eines Tages wieder auf der Hofmauer und blickte weinend zum Schloß hinüber, wo die Riesen einander gerade die goldenen Kugeln an den Kopf warfen, die sie von den Turmspitzen abgebrochen hatten. Da kam ein junger Bursche des Weges und fragte ihn, warum er weine. 

„Schau dort hinüber“, sagte der König, “dann weißt du’s. Die Riesen haben mir mein schönes Schloß weggenommen und den Brunnen der Fröhlichkeit verstopft. Und keiner ist imstande, sie zu vertreiben.“ „Wirklich keiner?“ fragte der Bursche. “Daß ich nicht lache! “Und er lachte so laut, daß die Riesen drüben auf der anderen Seite des Tales stehenblieben und herüberschauten. 

„Wie kannst du lachen, wo ich so traurig sein muß?“ sagte der König erbittert. “Was meine Ritter und meine Zauberer nicht geschafft haben, wirst auch du nicht schaffen.“ „Das kommt auf den Versuch an“, sagte der Bursche. “Was gibst du mir, wenn ich die Riesen wegjage?“ „Ich habe versprochen, dem meine Tochter zur Frau zu geben, der das fertigbringt“, sagte der König. “Aber ich kann mir nicht denken, wie du das anstellen willst.“ „Du wirst schon sehen“, sagte der Bursche. “Ich muß jedoch dich und deine Leute bitten, alles zu tun, was ich euch sage.“ „Von mir aus“, sagte der König mit wenig Hoffnung. “Was sollen wir also tun?“ „Seid fröhlich!“ sagte der Bursche. “So fröhlich, wie ihr nur sein könnt. Lacht und singt und tanzt, daß man es durch das ganze Tal hören kann!“ 

„Du verlangst viel von mir“, sagte der König. Aber da er nichts unversucht lassen wollte, befahl er der Königin und seiner Tochter und allen, die mit ihm im Schloß gewohnt hatten, sogar dem Bauern und seinen Leuten, zu lachen, zu singen und zu tanzen. Und er selbst sprang allen voran, lachte am lautesten, sang am fröhlichsten und tanzte am verwegensten. Zunächst musste er sich dazu zwingen, doch nach und nach merkte er, wie die Traurigkeit aus seinem Herzen verschwand, und so machte es ihm schließlich Vergnügen, so fröhlich zu sein wie zu der Zeit, als er noch in seinem Schloß gewohnt hatte. Als sie den ganzen Tag lang gelacht, gesungen und getanzt hatten, sagte der Bursche zum König:“Nun schau einmal hinüber zu deinem Schloß!“ 

Da ließ der König für einen Augenblick das Lachen, Singen und Tanzen sein und blickte hinüber auf die andere Talseite. Noch immer trampelten dort die Riesen durch den Garten, aber es kam ihm so vor, als seien sie beträchtlich kleiner geworden. „Das müssen wir uns aus der Nähe ansehen!“rief der König und tanzte lachend und singend mit all seinen Leuten ins Tal hinunter bis zum Bach. Ehe er hinübersprang, schaute er noch einmal zum Schloß hinauf und da sahen die Riesen schon wieder ein bißchen kleiner aus, ja sie schienen schon fast die Größe normaler Leute zu haben. Da sprang der König über den Bach und alle ihm nach. Lachend und singend tanzten sie den Hang hinauf zum Schloßpark. Dort lugten sie vorsichtig über die Mauer und da rannten lauter kleine Riesen im Garten umher, die schon beinahe so aussahen wie die komischen Zwerge im Becken des Brunnens. 

Da mussten alle noch viel mehr lachen und mit jedem Lachen schrumpften die Riesen weiter ein und drängten sich ängstlich auf einen Haufen zusammen. Da kletterte der König mit seinen Leuten über die Mauer und lachte immer lauter über die komischen Männlein, die in seinem Garten standen. Die lustige Gesellschaft lief hinüber zu den ehemaligen Riesen und fand eine Handvoll grämlicher Zwerge, die sich unter den Büschen, die noch übrig geblieben waren,verstecken wollten. 

„Hiergeblieben!“ donnerte der König zwischen zwei Lachsalven und dann sagte er zu seiner Tochter, sie solle im Schloß Kehrschaufel und Handbesen holen und das Gelichter zusammenfegen. Sie rannte ins Haus und als sie wiederkam, waren die grämlichen Zwerge schon so winzig, daß man sie kaum von den Marienkäfern auf den Rosenblättern unterscheiden konnte. Das sah so lustig aus, daß alle noch viel mehr lachen mussten. Und als die Königstochter alle zusammengefegt hatte, war auf der Kehrschaufel nichts weiter zu sehen als ein bißchen Staub, den der Wind davonblies. 

Da ließ der König Schloß und Garten in Ordnung bringen und sobald der Brunnen der Fröhlichkeit wieder plätscherte, wurde Hochzeit gefeiert; denn dieser Bursche hatte seine Königstochter redlich verdient. Wenn aber später jemand im Schloß ein allzu ernstes Gesicht machte, sagte der König zu ihm: “Sei fröhlich und lach ein bißchen! Es könnte ja sein, daß unter deinem Fingernagel ein böser Riese sitzt und wieder anfängt zu wachsen!“ 

aus "Stein und Flöte" von Hans Bemmann