12. November 2019

Vorwort aus "Die Apotheke Manitous"

(...) Wir, die uralten Völker, deren Vater der Himmel, deren Mutter die Erde und deren Brüder alle anderen Wesen sind, identifizieren uns mit der ganzen Natur. Wir wissen, dass der himmlische, kosmische und lebende Baum eine Verbindung, ein prismatisches Modell und ein kollektives Nervensystem darstellt. Als Söhne und Töchter des Waldes treten wir für eine Entwicklung, für ein Aufblühen der Menschheit aus dem Schoß von Sylva, dem Wald, ein - wir sind sylvilisiert. Wir tun dies mit gebührendem Mitleid, mit beständiger Sorge und dennoch mit Respekt für die widernatürlich und durch übermächtige Kräfte aus der Gruft von Civitas, der Stadt, Zivilisierten, für diejenigen also, die verurteilt sind - oder sich selbst oder andere dazu verurteilen -, in einer Kerkergesellschaft zu leben, in der sie Mangel an lebensnotwendigen Dingen leiden und erbitterten ideologischen und wirtschaftlichen Kämpfen ausgesetzt sind.
   Zivilisierte Nationen haben den Polytheismus, den Monotheismus und den Atheismus erfunden und so die Einheit des Regenbogens in zahllose Lichtfleckchen aufgesplittert, die sie in luftdicht versiegelten Höhlen aufbewahren. Dort bewachen Drachen der Eigensucht jedes Stück dieses zerrissenen Schatzes, als sei es das Ganze, als gehöre es ihnen - und wollen dabei nicht sehen, dass privates Eigentum allgemeines Eigentum vermindert.
   Ja, jedes Fünkchen, jeder Schimmer dieser Schatzteilchen ist kostbar und sollte in Ehren gehalten werden - sei es nun wissenschaftlich, religiös, politisch, wirtschaftlich, spirituell, sozial, esoterisch, philosophisch, technisch, egoistisch oder was auch immer! Und doch stellt jedes dieser Teilchen für sich nur eine mögliche Betrachtungsweise dar, die lediglich einen flüchtigen, geisterhaften Schatten des Einen, des Ganzen, des kostbaren Diamanten der Realität freigibt, den die ursprüngliche, voreiszeitliche Tradition durch das globale Prisma von Schamanismus, Animismus und Totemismus ganz und gar enthüllt.
   Natürlich haben sich aufrichtige und erleuchtete Männer zu allen Zeiten anderer Etikettierungen bedient, wenn sie versuchten, den Sündenfall der Zivilisation in Eitelkeit, Besitzdenken und Langeweile rückgängig zu machen, und sich bemühten, das Goldene Zeitalter wieder herbeizuführen und damit die Erde aufs neue zu einem Garten Eden zu machen.
   Von Melchisedek bis zu den Essenern, von Buddha bis zu Gandhi, von Jesus bis zu Franziskus oder da Vinci, von Sokrates bis zu den Hanifen legen viele bekannte und unbekannte Heilige aller Ideolgien und Religionen in der Geschichte der Menschheit Zeugnis davon ab, dass der Mensch sich, wie sein Bruder Lachs, nach seinen Wurzeln im Himmel sehnt. Er ist bereit, eine gewaltige Anstrengung zu unternehmen und die Hoffnungen und Freuden der Zukunft mit dem Wissen und der Harmonie der Vergangenheit zu verbinden und dabei das Risiko einzugehen, noch einmal zu sterben. Dies sind die Aussagen von großer Weisheit, die geistige und körperliche Gesundheit, Heiligkeit und Heilheit zum Gegenstand haben. Dies ist der Inhalt der zahlreichen Frohen Botschaften und Verheißungen eines Ewigen Lebens. Dies ist der Kern der indianischen, das heißt der ursprünglichen Medizin.
   Für uns gibt es nur einen einzigen, ewigen, allgegenwärtigen, allmächtigen, alles liebenden Manitou, weil es keinen Manitou gibt, weil es unzählig viele Manitous gibt! So leid es mir für die Kartesianer tut - aber die Realität ist eben eine Herausforderung an die Engstirnigkeit! (...)

Prof.Dr.med. Maolinn Tiam Apjoilnosagmaniteogslg


Vorwort aus: "Die Apotheke Manitous" von Heinz J. Stammel

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